Fragen & Antworten
Lebenshilfe
Josef: Gewissen und innere Stimme sind nichts anderes als der Laut der Seele, das Wort, das aus der Seele kommt, das mahnende, das tröstende, auch das vorwurfsvolle. Denn in der Seele – wenigstens des aufwärtsstrebenden Menschen – sollte doch eben ein höheres Bewusstsein vorhanden sein, und er sollte in diesem höheren Bewusstsein leben.
Der Geist des Menschen hat viel höhere Einsichten und Erkenntnisse als der äussere Mensch. Damit meine ich Folgendes: Der eigene Geist weiss über viele Dinge Bescheid und über die Wahrheit, aber das äussere, menschliche Bewusstsein stört diese Einsicht. Das menschliche Bewusstsein legt sich wie ein Schatten darauf. Es wird bestimmt durch die Äusserlichkeiten, die den Menschen umgeben und beeindrucken, durch seinen Willen. Der eine hat einen starken, der andere einen schwachen Willen, der eine neigt zur Religiosität, ein anderer nicht. Es spielen so viele Faktoren eine grosse, bedeutende Rolle dabei.
Und wenn ich sage, der Geist weiss mehr Bescheid, dann darf ich auch sagen, dass es eben der Geist des Menschen ist, der manchmal über sich selbst und seine Lebensweise sehr traurig ist, über die Handlungen, die der ganze Mensch vollführt. Dann erlebt der eigene Geist die schmerzliche Enttäuschung über diese oder jene Tat, die der Mensch begeht. Der Mensch kann ja auch zur besseren Einsicht kommen, er kann seine Fehler einsehen. Geschieht dies, so ist der äussere Mensch bereit, auf das innere Wort zu horchen und der Seele die Freiheit des göttlichen Bewusstseins zu geben. (1972)
Josef: Es ist nicht unbedingt so, dass dieser Geist auf sein Grab geht, um die Blumen zu sehen; denn so wäre er ja an diese Stelle gebunden. Und wenn es so ist, dass er viel Gutes getan hat im Leben, dann wird er bestimmt nicht an diesen Ort gebunden sein, wo sein Körper liegt. Anders ist es, wenn du zu Hause eine Kerze anzündest, vielleicht auch einen Blumenstrauss im Gedenken danebenstellt und so ein Vaterunser betest. Denn so kann die Verbindung doch viel besser hergestellt werden.
Aber was noch möglich ist: Wer einem Verstorbenen einmal etwas zuleide getan hat oder mit ihm nicht einverstanden war, woraus sich Zwistigkeiten ergeben haben, da kann der Geist des reuigen Menschen in der Zeit, da sein Körper schläft, sich möglicherweise mit dem Verstorbenen zusammenfinden, sodass dann eine Aussprache zustande kommen kann. In diesem Falle würde der Verstorbene dann sehen, dass man bereut, und es kann eine Versöhnung stattfinden. Dies also ist eine grosse Wahrscheinlichkeit. Und der Verstorbene wird sich freuen, wenn er sieht, dass man seiner gedenkt. (1957)
Josef: Wenn Frauen oder Männer zum Beispiel in ein Kloster gehen, weichen sie wohl vielen Sünden aus – oder ich möchte sagen, es kommen dort nicht besonders grosse Gefahren an sie. Sie haben sich abgeschlossen, sie haben sich nicht einmal mehr um ihr Brot zu kümmern; das wenige, das sie brauchen, wird ihnen gegeben. Richtiger aber wäre, wenn solche Menschen, die sich dazu berufen fühlen, nur recht viel zu beten, zu fasten und der Sünde auszuweichen, sich trotzdem in den Dienst des Nächsten stellen würden. Sie sollten von Zeit zu Zeit zu Menschen gehen können und ihnen beispielsweise in ihren Krankheiten beistehen oder sie davon befreien.
Wenn ein Mensch fühlt, dass ein Leben in der Abgeschlossenheit für ihn das Richtige sei, so muss er sich bewusst sein, dass er trotzdem eine Aufgabe zu erfüllen hat. Wenn er dann mit dem Hause Gottes so verbunden ist, so müssen Geister des Himmels zu ihm kommen, die ihm beispielsweise Kräfte des Heils verleihen, sodass andere Menschen zu ihm in die Einsamkeit kommen und sich von ihm heilen lassen könnten. Aber auch dieses In-die-Einsamkeit-Gehen, dieses Sich-Abschliessen, muss einen Sinn haben: Es muss in den Dienst des Nächsten gestellt werden, wenn es ein Verdienst sein soll für die Seele selbst und für die ganze Menschheit. Solche Dinge haben aber keinen Wert und Sinn, wenn sie dem Nächsten nicht dienlich sind. Sie müssen dem Nächsten dienen. Verdienste erwirbt man sich, wenn man die Liebe aussendet, wenn man dem Nächsten hilft, wenn man bereit ist, nicht nur Gott zu dienen, sondern auch den Menschen zu helfen. (1951)
Josef: Wer einst ein solches Versprechen gegeben hat, wird eines Tages als Mensch getrieben, danach zu suchen, wie er in seinem Leben etwas Besonderes erfüllen könnte. Er wird erkennen, dass es nicht genügt, nur so dahinzuleben wie bisher, sondern dass er nach Höherem, nach geistigen Dingen trachten muss. Dann wird er in die Stille gehen, um zu meditieren und zu suchen. Und aus dieser Stille heraus wird sich etwas anbahnen, ereignen, das ihm den Weg zu einer solchen Aufgabe weist.
Denn es ist so: Die Geistwesen Gottes betrachten dann die Fähigkeiten des Menschen, beobachten ihn und versuchen, ihn auf dem Weg zu seinem einst gewählten Ziele zu fördern. Es gelingt den Geistern Gottes nicht immer, einen solchen Menschen genügend zu inspirieren; es kommt ganz auf sein Leben und Wirken an. Neigt er dazu, das Geistige aufzunehmen, ist er sensibler Natur und vermag er alles von der göttlichen Seite Herkommende zu bejahen, dann ist es für sie leichter, ihn auf seine Aufgaben hinzulenken und ihn ans Ziel zu führen. Das will also heissen: Wenn Menschen ihre Aufgaben nicht zu erkennen glauben, sollen sie noch viel mehr an sich arbeiten und danach suchen. Wenn sie zur Ruhe gehen, sollen sie darüber meditieren und sich immer wieder fragen: “Worin besteht meine Aufgabe? Was habe ich einst versprochen?” Wem es wirklich ernst damit ist, eine Aufgabe zu erfüllen, dem wird die Erkenntnis auch auf irgendeine Art zuteil.
Oft ist es aber auch so, dass der Mensch schon längst an seine Aufgabe geführt wurde und sie erfüllt. Vom einen wird viel erwartet, vom andern weniger. Denn jedem Geist wird für sein Erdenleben nur so viel zugemutet, wie er mit seiner Kraft bewältigen kann.
Oftmals ist es auch so, dass ein Mensch in irgendeiner Richtung etwas Grosses zu erreichen sucht. Er empfindet irgendeinen Drang und kämpft und kämpft. Vielleicht erreicht er selbst gar nicht das gewünschte Ziel; aber vielleicht bahnt er für andere an und macht jenen, die nach ihm kommen, den Weg frei. Dann hat auch er das Seinige getan. Die andern, die nachkommen, können dann das Gebäude fertig erstellen. (1957)
Josef: Seht, liebe Freunde, all diese Dinge muss man euch immer wieder erklären, und dabei sind sie so einfach – und doch schwer für einen Menschen. In erster Linie müssen die Gedanken geordnet werden, wenn der Mensch den Willen hat, sich zu öffnen. Wer Zeit hat, in harmonischer, ruhiger Umgebung zu meditieren, der soll doch diese kostbare Zeit, die ihm gegeben ist, ausnützen. Er soll sich sagen: “Ich öffne mich allem Guten, ich öffne mich der Liebe, der Gerechtigkeit und der Demut.” Und auf diese Weise öffnet sich der Mensch, und es kommen diese guten Kräfte zu ihm, die ihn befähigen, damit zu wirken.
So solltet ihr immer denken und euch fragen: “Was kann ich noch verbessern? Welche Fähigkeiten besitze ich, um sie nutzbar zu machen?” Und wenn ihr wirklich das Verlangen habt und euch wirklich bemüht, werdet ihr von den Geistwesen an Aufgaben herangeführt. Ihr werdet dadurch zu glücklicheren und zufriedeneren Menschen, euer Verständnis für alles wird viel grösser sein wie die Freude am Leben selbst.
Wer diese wunderbare Aufgabe erkannt hat, muss darüber hinaus auch erkennen, dass er doch ein Geschöpf Gottes ist, ein Geschöpf des Höchsten, und dass er als Kind Gottes von einem winzigen Punkt aus seine Aufgabe erfüllt. Und wenn dann dieses Wirken so gross wird, dass die Mitmenschen davon beeindruckt werden, werden sie Gefallen an ihm finden und auch den Weg suchen. So kann jeder geistig viel, viel wirken. (1955)
Josef: Wenn ihr weiterhin – wie ich bereits geraten habe – sie durch gemeinsames Gebet zu stärken versucht und es der Wille Gottes ist, kann euer Wunsch Erfüllung finden. Ihr habt von mir schon so viele Erklärungen gehört, dass Menschen oft unternehmen können, was sie wollen, und immer wieder wird es ihnen zerschlagen, weil sie das tragen müssen, weil sie dafür gezeichnet sind. Wer aber das Leben trotzdem bejaht, der wird gewinnen. Wer aber immer hadert und sagt, wie schlecht es ihm gehe, verneint sein Schicksal, und es wird ihm nie besser gehen. Wer aber bereit ist, sein Los zu tragen, und sagt: “Ich will die Aufgabe erfüllen” – zu dem kann die Gnade Gottes kommen.
Das Schwere wird nicht länger dauern, als es unbedingt muss. Und so kann ich jedem sagen: Bejahe den Zustand, erst dann wirst du frei. Wie viel trägt doch der Mensch selbst die Schuld an seinem Zustand, durch unüberlegtes Handeln. Wenn auch die Engelswelt das Tun der Menschen benützt, um sie in die Bahn ihres vorgezeichneten Schicksals zu lenken, so kann doch jeder mithelfen, sein Schicksal zu erleichtern. Wer daraus aber nichts lernt und nichts aufnimmt, was ihm gesagt wird, wird den letzten Tropfen Bitternis auskosten müssen.
Und wenn nun diese Schwester oder jemand anders klagt, so sage ich wieder: Bejahe in deinem Herzen, was dir gegeben ist. Dann förderst du die göttlichen Kräfte und ebnest den Weg zur Hilfe. Denn jeder Mensch trägt das, was er muss. Und wenn er damit einverstanden ist und nicht hadert gegen den Willen Gottes, dann wird ihm Erleichterung gegeben. Darum kann ich dir sagen, liebe Schwester, bejahe das Leben, dein Schicksal, so wie es ist. Wenn du aus der Tiefe deines Herzens bejahst, dann wirst du spüren, wie die Besserung oder Genesung an dich herankommt. Erst dann. (1956)
Josef: Das innere Licht kann nur in Mitleidenschaft gezogen werden, und deine Seele kann nur davon beeindruckt werden, wenn du dich von dir aus in einen solchen Ärger hineingibst und dich recht lange damit beschäftigst, dass er tief in dich hineingeht. Das heisst, wenn du eine Zeit lang nicht mehr fähig bist, wieder harmonisch zu sein, sodass du von Ärger, von Unruhe erfüllt bist und diese Unruhe in deine Seele hineingeht. Dann ist es zum Nachteil für deine Seele.
Dies ist ja nur ein Fehler deiner eigenen Erziehung. Jeder Mensch sollte eben sich selbst in dieser Hinsicht erziehen können, jeder sollte selbst so stark sein oder so weit kommen, dass es für ihn gar keinen Ärger gibt. Ich möchte es anders ausdrücken: Es soll gar nicht an den Menschen herankommen. Der Mensch sollte es fertigbringen, in Ruhe eine Antwort zu geben, wenn etwas an ihn kommt, das ihm nicht genehm ist. Bis man dieses kann, braucht es eine lange Zeit und viel Überwindung.
Aber, liebe Freunde, das ist es gerade: Dieser Weg des wirklichen geistigen Lebens ist euch nicht leicht gemacht. So ist es mit allem: Was wertvoll ist, ist nicht so leicht zu erwerben – es kostet etwas. Am Verhalten eines Menschen kann man erkennen, wie weit er in seiner geistigen Entwicklung ist. So braucht es eben eine Schulung, und wenn einer sich die Mühe gibt, kann er sich selbst die Erziehung geben. Der Mensch sollte in jeder Lebenslage, trotz allem, eine gute Seele sein und andern ein gutes Beispiel geben.
Ja, meine Freunde, darum kehrt ihr doch immer wieder zurück auf diese Erde, weil ihr in diesem oder jenem Punkte eurer geistigen Entwicklung noch nicht weit fortgeschritten seid. So gibt es Menschen, die einerseits in ihrer geistigen Entwicklung und auf ihrem geistigen Wege auf einer hohen Stufe angelangt sind, aber irgendwo ist bei ihnen noch eine schwache Stelle. Und diese muss überbrückt werden, liebe Freunde. Also möcht ich zu euch sagen: Es gleicht einer guten Tat, wenn ihr es fertigbringt, ruhig zu sein in allen Lagen und Momenten, wenn ihr euch beherrschen könnt. Dies gehört zu eurer seelischen, zu eurer geistigen Erziehung, liebe Freunde. Dies ist eine teure Angelegenheit, ein schwerer Weg. Aber wenn das Ziel erobert worden ist, sind auch die Verdienste und Früchte dementsprechend. (1951)